Aufgeschlossen

Wer als Erster kommt, wenn noch abgeschlossen ist, schließt auf. Und wer als Letzter geht, wenn abgeschlossen werden muss, schließt zu. Jedes Jahr ist Ostern. Aber Ostern kommt nicht einfach jedes Jahr neu, so wie der Frühling mit den ersten Blüten und Blättern draußen. Man kann diese unterschiedlichen Arten, Hoffnung zu haben, leicht verwechseln. Es macht aber einen großen Unterschied, ob sich die Hoffnung an die Vorstellung eines ewigen Kreislaufs von Werden und Vergehen klammert. Oder ob sie sich an ein Ereignis aus der Vergangenheit heftet.

Für die Christinnen und Christen, an die sich die Briefe des Johannes im Buch der Offenbarung richten, war dieser Unterschied lebensnotwendig. Sie konnten ihre Verfolgung und Bedrohung nicht als einen Teil eines ewigen Wechsels von bösen und guten Zeiten verstehen. Denn es tröstet einen überhaupt nicht, auf bessere Zeiten zu hoffen, wenn man sie vielleicht gar nicht mehr erleben wird. Sie brauchten eine andere, eine größere Hoffnung.

Jesus war tot. Sie alle wissen das. Niemand zweifelt daran. Er war gestorben und wurde begraben, noch ein bisschen zurechtgemacht und eingewickelt in sein Leichentuch, beweint und betrauert von denen, die ihn liebten. So wie man es kennt, wenn der Tod ins Leben kommt. Aber tot sein passt nicht zu einem, der von sich gesagt hat, dass er der Sohn Gottes ist. Überall um sie herum reden sie von anderen Göttern, die niemals auf die Idee kommen würden, zu leiden und zu sterben.

Und wieder einmal erfahren sie, an was für einen Gott sie glauben. Gott stellt immer wieder alles auf den Kopf. Das ist sehr irritierend für alle anderen und auch für sie selbst.

Jesus war tot. Aber das ist vorbei. Als hätte er mit ruhiger Gelassenheit die Schlüssel an sich genommen, zu Räumen, wo nie jemand hinkommt. Wo nur die Toten sind, die wir vermissen und von denen wir nichts wissen, so sehr wir es uns auch wünschen. Es ist, als habe Jesus dort kurz einmal nachgesehen, drei Tage lang, und festgestellt, dass Totsein nichts für ihn als den Sohn des lebendigen Gottes ist. Weil Gott so unendlich viel lebendiger ist als all die toten Götter, die sich die Menschen aus Holz oder Stein anfertigen.

Jesus war tot und ist lebendig. Als Erster war er da, wo der Tod ist – allerdings mit einem Schlüssel. Und als Erster kommt er wieder von dort zurück und schließt hinter sich ab. Und damit ist die Sache mit dem Tod für immer abgeschlossen. Größer kann eine Hoffnung nicht sein. Und lebendiger auch nicht.

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