WORTE BEGLEITEN MEIN LEBEN

Über mich

Geboren wurde ich 1972 in Neustadt in Holstein und bin auf einem Bauernhof an der Ostsee in Ostholstein aufgewachsen. Das Aufwachsen in der Natur und mit vielen Tieren, der Kreislauf der Jahreszeiten und des Lebens – das alles hat mich für mein ganzes Leben geprägt. Mit meinem Konfirmandenunterricht habe ich die Kirche und die Gemeinde als Orte erlebt, an denen ich meine Begabungen einbringen konnte, auch sehr praktisch. Viele Jahre war ich in der christlichen Pfadfinderarbeit engagiert. Für mich als richtiges Dorfkind war es ein großer Schritt, zum Studium nach Wuppertal zu gehen. Dort habe ich, wie dann später in Berlin, sehr gerne evangelische Theologie studiert. Homiletik und Liturgik haben mich schon immer interessiert, aber auch die Theologie Karl Barths, die mir in Berlin besonders Wolf Krötke nahe gebracht hat.

Nach dem Studium habe ich den zweiten Teil meiner Ausbildung als Pfarrerin im Vikariat in der Nähe von Bremen und im Probedienst in Lüneburg verbracht. Prägend war meine Zeit im Predigerseminar in Wuppertal. Von Peter Bukowski habe ich gelernt, genau auf die rhetorischen Grundbedingungen des Predigens zu achten, was den Aufbau und Konkretheit der Predigt angeht. Schon im Vikariat bin ich zum ersten Mal Mutter geworden und war von da an auch mit der Herausforderung vertraut, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Mittlerweile bin ich Mutter von vier – nun schon ziemlich großen – Kindern.

Meine erste Pfarrstelle übernahm ich 2004 in der evangelisch-reformierten Kirche in Bützow, einer Kleinstadt im Herzen Mecklenburgs. In dieser Zeit besuchte ich die „Meisterklasse Predigt“ im Atelier Sprache in Braunschweig. Heinz Kattner wurde mir zu meinem wichtigsten Lehrer. Von ihm habe ich einen handwerklichen und zugleich poetischen Umgang mit Sprache gelernt, und wie man es schafft, Worte zu finden, die Menschen bewegen. Bis heute begleitet er mich in meiner Arbeit.

Bei Martin Nicol und Alexander Deeg habe ich die „Dramaturgische Homiletik“ kennen gelernt und in meinen Predigtstil integriert. 2008 und 2009 erhielt ich Predigtpreise, u.a. den Ökumenischen Predigtpreis in der Kategorie „Beste Predigt“. Seit dieser Zeit schreibe ich auch Predigtmeditationen und Lesepredigten, zunächst in den Pastoralblättern, dann in den Göttinger Predigtmediationen und den Predigtstudien und in der Reihe Er ist unser Friede sowie in vielen verschiedenen Arbeitshilfen für die Predigt.

Im Februar 2012 wurde ich Leiterin des Zentrums für evangelische Predigtkultur der EKD in der Lutherstadt Wittenberg. Die Jahre in Wittenberg waren eine intensive und fruchtbare Zeit. Nach einer Ausbildung zum Systemischen Coach habe ich im Team des Predigtzentrums das Predigtcoaching als eine neue Methode der homiletischen Fortbildung entwickelt und Menschen befähigt, als Predigtcoach zu arbeiten. Die Vorbereitung und das Mitfeiern des Reformationsjubiläums 2017 in Wittenberg sind für mich das größte Geschenk dieser Jahre. Mit mittlerweile vier Kindern war es aber auch privat für mich eine sehr intensive Zeit. Und meine protestantische Identitär hat sich durch diese Jahre am Ursprungsort der Reformation noch einmal sehr gefestigt.

Seit Dezember 2018 bin ich nun Pfarrerin an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin. Diese Kirche ist berühmtes Mahnmal und ein Erinnerungsort. Sie ist aber vor allem auch ein wunderbarer Gottesdienstraum. Viele Menschen lassen sich von der besonderen Atmosphäre im Blau der Glasfenster der von Egon Eiermann entworfenen neuen Kirche berühren. Mein großes persönliches Interesse an historischen und erinnerungskulturellen Themen passt gut zu diesem besonderen Ort. Die Möglichkeiten, hier mitten in der Stadt und mitten im Leben, mit Worten etwas zu bewegen, sind großartig.

Besonders gerne arbeite ich auch für das Radio, mit Andachten auf Deutschlandfunk Kultur und im rbb, aber auch in Radiogottesdiensten. Von 2019-2022 war ich ehrenamtliche Moderatorin des Reformierten Bundes. Dieses Ehrenamt musste ich aus beruflichen Gründen leider niederlegen. Trotzdem bleibe ich natürlich reformiert – und konsequent evangelisch.

Ich bin schon einmal gefragt worden, ob meine Predigten so eine Art Blog aus meinem Leben sind. Und ich finde, sehr oft sind sie das. Dabei die Grenze zwischen „persönlich“ und „privat“ zu finden, ist nicht immer einfach. Aber schaut selbst.

Predigten mit besonders deutlichem biographischen Bezug findet ihr hier:
Scheunen
Die Hafertonne
Kinder von Salz und Licht
Blick fürs Unsichtbare
Es wird gesät
Die Hausfrau Gottes
Zusammengespannt
Leben oder liegen

In Mecklenburg

„Wo die Fluten der Warnow das liebliche und nahrhafte Land der Obotriten, Welataben und Wagrier durchströmen, liegt im Arm der Nixe des Flusses die Stadt Bützow, jener Winkel der Erden, welcher ‚mir vor allen lacht‘.“ (Wilhelm Raabe, Die Gänse von Bützow)

Von 2004 bis Anfang 2012 war ich Pfarrerin der ev.-reformierten Kirche in Mecklenburg in Bützow. Meine Liebe zu dem schönen stillen Land Mecklenburg reicht aber schon viel weiter zurück, in den unvergesslichen Sommer 1990. Da entdeckten wir auf einer Kanutour auf der Mecklenburgischen Seenplatte das Land, von dem ich vor der Wiedervereinigung eigentlich nichts gewusst hatte. Die mecklenburgische Küste konnte man vom Leuchtturm Dahmeshöved in meiner ostholsteinischen Heimat zwar sehen, aber gewesen war ich dort noch nie. Das änderte sich in den Jahren nach 1990. Sehr oft habe ich das Land bereist, später auch mein Gemeindepraktikum in Benz auf Usedom gemacht und war deswegen sehr glücklich, dort auf einer ersten Pfarrstelle leben und arbeiten zu können. Ich habe in Mecklenburg auch die ganz andere ostdeutsche Kirchlichkeit kennen gelernt. Sie beeindruckt mich bis heute.

Bützow ist auf den ersten Blick eine ganz typische mecklenburgische Kleinstadt. Sie hat aber eine interessante Geschichte: Im Mittelalter war Bützow Bischofssitz, 1699 wurden dort – genau wie in größerem Rahmen in Berlin – hugenottische Glaubensflüchtlinge angesiedelt, die sich 1771 sogar ein eigenes Kirchengebäude bauen konnten. Die immer schon kleine Gemeinde war in der DDR-Zeit in ihrer Existenz bedroht. Erst seit 1990 wurde die Pfarrstelle dauerhaft wieder besetzt und die Gemeinde wuchs auf gut 300 Mitglieder an. Die Situation der „doppelten Diaspora“ christlich in einem weitgehend konfessionslosen Umfeld, reformiert im lutherischen Mecklenburg meistert sie seitdem. Ich sehe darin auch Vorbild für andere Veränderungsprozesse – Minderheit zu sein, muss einem nicht Angst machen, es bietet auch Chancen.

Nach dem Wegzug aus Bützow blieb meine Sehnsucht nach Mecklenburg groß. Ich habe dort sehr glückliche Jahre erlebt, auch zwei meiner Kinder sind in Güstrow geboren. 2016 erfüllte sich deswegen mit dem Kauf der „Alten Schule“ in dem kleinen Dorf Groß Upahl für mich ein Traum. Seitdem ist dieses Haus und die stille Schönheit der Landschaft drumherum ein Sehnsuchts- und Zufluchtsort für mich. Ich biete auch anderen an, ihn kennen zu lernen: Die Alte Schule kann man nämlich auch mieten.

Predigten dazu:
Weiße Haare und ein Kind
Schneeglöckchen
Weite Wege für das Wort

In der Lutherstadt Wittenberg

„Die Wittenberger leben am Rande der Zivilisation. Wenn sie etwas weiterhin sich angesiedelt hätten, wären sie mitten in die Barbarei gekommen“. Das vernichtende Urteil über Wittenberg stammt nicht von mir, sondern von ihrem berühmtesten Einwohner, Martin Luther. Der war zunächst gar nicht glücklich, in die kleine Universitätsstadt geschickt worden zu sein. Dass sie später sogar als „Lutherstadt“ seinen Namen tragen würde, war damals noch nicht abzusehen. Ich habe mit meiner Familie von 2012 bis 2018 in Wittenberg gelebt und gearbeitet. Und natürlich war ich fest entschlossen, mich nicht übermäßig von all der Lutherei beeindrucken zu lassen, der ich dort begegnen würde. Tatsächlich bin ich durch die Jahre in Wittenberg zwar nicht unbedingt lutherischer, aber auf jeden Fall protestantischer geworden. Die weltverändernden Einsichten der Reformation an einem ihrer Urspungsorte noch einmal zu reflektieren, dazu hatte ich in den Jahren vor dem Reformationsjubiläum reichlich Gelegenheit. Besonders die unvergleichliche Bedeutung, die die Bibel für Martin Luther hatte und seine Überzeugung, dass die Predigt die lebendige Stimme des Evangeliums ist, habe ich neu entdeckt. In der Arbeit im Zentrum für Predigtkultur konnte ich etwas von dieser echt protestantischen Leidenschaft an andere Predigerinnen und Prediger vermitteln.

Predigten aus Wittenberg:
Mit Küssen
Auf der Burg 
Eine glückliche Kirche

Berlin

Mitte der Neunziger habe ich in Berlin studiert. Damals war die Stadt noch im Zusammenwachsen begriffen, an jeder Ecke gab es Baustellen. Aber auch fast 25 Jahre später, als ich als Pfarrerin hierher zurückkehrte, war diese Stadt immer noch nicht fertig. Entweder stört einen das oder man liebt es. Der angenehme Effekt, dass ich mich in Berlin immer wie Mitte 20 fühle, hat zwar schon ein wenig nachgelassen. Aber trotzdem ist es eine große Freude, hier leben und arbeiten zu können. Dass die berühmte Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz nun mein Arbeitsplatz ist, kann ich manchmal immer noch nicht glauben. Ich liebe diesen Ort und die Botschaft, die die Ruine des Alten Turms ganz ohne Worte verkündigt: Was ein Krieg bedeutet und welche Spuren er hinterlässt. Geschichte und Erinnerungskultur, Frieden und Versöhnung sind unsere Themen und ich bin dankbar, dazu einen Beitrag leisten zu können. Und dann noch der Rest: Museen, Kinos, Theater, Musik, die preußischen Schlösser und Gärten an der Havel. Und das schöne Brandenburg, wenn mir Berlin dann doch ein bisschen zu viel Babylon ist.

Predigten aus Berlin:
Der Knick
Trümmer, überblüht
Jesus aus den Trümmern

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