„Prüft alles und das Gute behaltet!“ Die Jahreslosung aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Thessaloniki ruft zwiespältige Assoziationen hervor: An dem TÜV kann man dabei denken oder an diese langen Förderbänder in Fabriken, an denen weiß gekleidete Personen aussortieren, was nicht geraten ist oder Produktionsfehler hat. Und vor dem Ergebnis von Prüfaufträgen hat sowieso jeder Angst. Soll das neue Jahr so nüchtern und sogar ein wenig angstbesetzt beginnen, wie sich das anhört?
Der Brief an die Thessalonicher ist die älteste Schrift im Neuen Testament. Wer ihn liest, bekommt einen Eindruck von der Wirklichkeit in den ersten christlichen Gemeinden. Und das mit dem Prüfen steht erst ganz am Ende, zwischen vielen anderen Hinweisen darauf, wie sich das Leben in einer Gemeinde gestalten soll. Alle sind angesprochen, alle sollen sich umeinander bemühen und umeinander kümmern.
Das ist der größte Unterschied zu dem Prüfen, wie wir es kennen: Es gibt keinen Auftrag an eine oder einen, die anderen zu prüfen. Sondern dieser Prüfauftrag geht an sie alle gemeinsam, an die einzelnen Mitglieder, aber vor allem an die Gemeinde als Gemeinschaft. Was ist das Gute, das uns ausmacht, was müssen wir behalten, was sollten wir besser aussortieren? Oder sogar umfassender: Gibt es vielleicht auch bei uns Produktionsfehler?
Eine Frage für das neue Jahr, an jede und jeden gerichtet. Und auch an unsere christlichen Gemeinden und die ganze Kirche. Was ist das Gute, das uns ausmacht? Im Brief an eine der ersten christlichen Gemeinden überhaupt, aus der Anfangszeit sind dazu viele Vorschläge zu finden. Vielleicht werden ja Vorsätze daraus, die den Anfang des neues Jahres überstehen.