Verloren und gesät

Es wird Frühling. Und gerade erst ging es um das Aufbrechen, um das Pflügen der Felder. Aber auch um die anderen Aufbrüche. Jesus bereitet den Boden dafür: Er ist nun in Jerusalem angekommen, sein Ziel ist erreicht. Eigentlich kann es nun so weitergehen wie in den aufgeregten Tagen davor, als Jesus überall im Mittelpunkt stand. Alle Welt läuft ihm nach, spätestens, seit er einen Toten aus dem Grab geholt hat. Doch wie manchmal bei Jesus werden seine Worte nun merkwürdig dunkel. Statt strahlender Mittelpunkt im Licht aller Aufmerksamkeit zu sein, spricht er auf einmal von Erde, vom Fallen und Sterben.

Es ist Frühling. Es ist Saatzeit auf den Feldern, sobald die Erde warm genug ist. Die Körner für die Aussaat sind schon gereinigt, gesiebt und zurechtgelegt. Ein gewöhnlicher Vorgang, so wie jedes Jahr. Wer denkt schon an das Korn beim Säen, wer denkt an seine Verlorenheit in der dunklen Erde, an sein Vergehen? Und deswegen wird sorgfältig und schnell die Erde darüber gescharrt. Und dann weg von diesem Körnerfriedhof und erst nach ein paar Tagen wiederkommen.

Jesus ist einer, der vor der Ernte jedes einzelne Korn sieht. Er spricht vom Weizenkorn, er sieht es allein in der dunklen Erde liegen und dass es von sich nicht weiß, ob es verloren ist oder gesät. Jesus sieht unser Dunkel, unsere Ungewissheit und wie verloren wir uns fühlen. Und er sagt: Es muss so sein. Das alles wird Frucht bringen. Und wir stehen da wie damals Philippus und Andreas neben Jesus, unsicher lächelnd, weil wir ja viel glauben können, aber auch nicht alles. Aber zum Glück ist das, was Jesus sagt, keine Frage, sondern eine Antwort: Es muss sein. Es wird Frucht bringen.

Später werden sie daran denken, als er gestorben ist und sie ihn nicht einmal in die Erde legen können, sondern bloß auf einen Stein in sein Grab und schnell weggelaufen sind von diesem Ort. Tagelang wagen sie nicht mehr, dorthin zurückzukehren. Bis eine, die nicht mehr trauriger werden konnte, doch nachsehen ging. Und er war da im Garten, lebendig, auferstanden, gegen alle Erwartung, selbst in diesem Grab und Stein war er aufgegangen wie ein grüner Halm. Es musste sein. Es hat Frucht gebracht.

Zu Recht hat Maria Jesus für den Gärtner gehalten. Denn seit damals tut er nichts anderes, als unter uns eine Hoffnung zu säen, seine gereinigte, gesiebte Hoffnung: Es gibt das alles: Dunkelheit, Ungewissheit, Verloren-Sein. Es ist in jedem Leben. Es muss sein. Und einmal bringt es Frucht. Denn wir sind nicht verloren. Wir sind gesät.

Gebet

Wenn wir uns verloren fühlen

und nicht wissen, wie es ausgeht,

dann bist du bei uns, Jesus.

Auch wenn wir nicht erkennen können

wozu es gut ist,

tröstet uns deine Nähe.

Weil du das Dunkel kennst,

wachsen wir mit dir ins Licht.

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